Wohnmobilstellplatz Schinderhannes, Schneppenbach, Hunsrück
Ich bildete mir ein, dass dieses Mittelgebirge mit d geschrieben wird, weil es uns Hunden gewidmet sei. Okay – Einbildung ist auch eine Bildung. Dann eben Hunsrück statt Hundsrück.
Schon am Abend präsentierte sich der Hunsrück nahe Kirn von seiner schönsten Seite. Die güldene Sonne versank am Horizont.
Ein Tagesausflug voll Historie
Am nächsten Morgen fuhr ich in meinem „Reisemobil“ vom wirklich schön gelegenen Wohnmobilstellplatz zur Ruine Schmidtburg und im Anschluß zum Keltendorf nach Bundenbach. Der gut zu befahrene Rad- und Wanderweg führte direkt an der Haustür unseres Wohnmobils vorbei über einen zunächst geteerten, später gut befestigten Waldweg hinunter ins Tal. Die Serpentinen hinab ließen schon erahnen, dass der spätere Rückweg etwas mühsamer werden könnte. Glücklicherweise fahren meine Menschen elektrische Drahtesel.
Die Schmidtburg, erstmals namentlich erwähnt im Jahre 1048, ist riesig groß und ermöglicht einen tollen Einblick in das mittelalterliche Ritterleben. Der Zugang zur Burg führt über eine Brücke zunächst hinauf zur Unterburg. Fasziniert war ich von den Pflastersteinen mit den deutlich sichtbaren tiefen Rillen, die wie Gleise aussahen und auch so funktionierten. Fremde Pferdewagen und insbesondere Streitwagen mit abweichender Spurbreite sollten wortwörtlich aus der Spur geraten.
Aus Sicht eines kleineren Camperhundes sah es für mich so aus, als standen auf dem ganzen Plateau schulterhohe und überkopfgroße Mauerreste, die die Wohnräume und Werkstätten der BurgbewohnerInnen darstellten. In nahezu jeder Ecke habe ich nach Spuren „vergangener Zeiten“ gesucht.
Auf zum Keltendorf
Nach dem Besuch der Ruine ging es mit den Drahteseln nochmals ein gutes Stück hinunter ins Hahnenbachtal, um über einen schmalen eisernen Steg auf die gegenüberliegende Seite des Baches zu gelangen. Jetzt wurde der vermeintliche Vorteil der elektrischen Drahtesel zum Nachteil. Die wenigen, aber steilen Treppenstufen wollten erst mal mit den schweren Dingern und meinem breiten Reisemobil überwunden werden.
Links und rechts des Wegs zum Keltendorf standen zwei riesige Statuen mit großen Ohren, ausgeprägten Augenbrauen und finsterem Blick. Als ich nochmals zurückschaute, war auf der Rückseite dieser Figuren ein zweites, aber viel freundlicheres Gesicht zu erkennen. Warum das denn? Sehr merkwürdig. Und genau deswegen habe ich mir das auch gemerkt.
Meine Menschen hatten eine Führung durch das Keltendorf gebucht. Währenddessen durfte ich das ganze Dorf wie eine große Freilaufwiese verstehen und sprang unter Pfahlbauten hindurch und an Häusern vorbei, deren Dächer mit Reet gedeckt waren.
Aus der Unterhaltung mit der wissenschaftlichen Angestellten des Museumsdorfes konnte ich entnehmen, dass wohl bei den Kelten nicht alles haargenau so ausgesehen haben muss. Experimentalarchäologen hatten sich anhand der im Boden vorgefundenen Löcher ein Bild von der Größe und der Architektur der Häuser gemacht und diese dann nachgebaut. Die Einrichtung der Häuser könnte zwar so ausgesehen haben, weil es in der Art praktikabel war. Doch die Dächer mussten wahrscheinlich doch bis zum Boden reichen, um bei Regen die Wände vor Nässe schützen zu können. Die Kelten hatten den Archäologen unserer Zeit eben keine Pläne hinterlassen.
Der Ortsvorstehers der Gemeinde Schneppenbach hingegen musste einen Plan gehabt haben. Der am Ortsrand relativ neu eingerichtete Wohnmobilstellplatz für 2 Wohnmobile bis 10m Länge bietet Strom, ist in der Nacht beleuchtet und hält einen freien und unverbauten Ausblick über den Hunsrück bereit. Aus Sicht eines Camperhundes ist dieser Stellplatz ein idealer Ausgangspunkt für einen Tagesausflug zu den beiden Sehenswürdigkeiten der näheren Umgebung.